Ein Bericht der Kölnischen Rundschau (Kreis Euskirchen - Eifelland) vom 26.10.2012

 

Instrumentenkoffer nach Waffen durchsucht

 

Mitglieder der Big Band der Prinzengarde Mechernich haben in 30 Jahren viel erlebt

 

Von Michael Hamacher

 

Mechernich. Mit einem Konzert in der Aula des Gymnasiums begeht die Big Band der Prinzengarde Mechernich, kurz PGM-BigBand genannt, am Samstag ihr 30-jähriges Bestehen.

 

Bereits 1973 begann eine Erfolgsgeschichte, mit der man damals nicht rechnen konnte. „Damals gründete sich nach dem Vorbild namhafter Kölner Garden ein Fanfarencorps, das sich wenige Jahre später durch den Einsatz neuer Instrumente und unter dem Vorsitz von manfred Ohles zu einer schwungvollen Musikband formte“, erinnert sich Heinz „Adi“ Sechtem, Vorsitzender seit nunmehr 25 Jahren. Die Etablierung einer Big Band datiert asus dem Jahr 1982, als der bestehende Klangkörper durch Keyboard, Orgel, Saxophon und der Sängerin Edith Henk ergänzt wurde.

 

Die Teilnahme an den Ritterspielen auf Burg Satzvey, vor allem aber ein erster Fernsehauftritt bei der Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre WWF-Club“ des WDR im gleichen Jahr erwiesen sich als erste große Herausforderung für die meist jungen Musiker, zumal man in Köln mit Gesangsgrößen wie Reinhard Mey und Howard Carpendale sowie dem Weltstar Tina Turner auf der Bühne stand. „Dies war das erste Highlight“, so Sechtem.

 

Unvergessen, weil sehr aufregend, bleibt im gleichen Jahr eine Reise zum Folklorefest nach Jaca in den spanischen Pyrenäen. Dort wurden die Instrumentenkoffer der Musiker vom spanischen Zoll nach Waffen durchsucht, eine Folge der damals häufigen Anschläge der baskischen Separatistengruppe ETA. Dort trat die Big Band neben Folkloregruppen aus Afrika, Asien, Amerika und aus West- und Osteuropa auf. Diese Auftritte wurden auch im spanischen Fernsehen übertragen. „Gefeiert wurde natürlich auch, besonders mit den Musikern eines Fallschirmregimentes aus Po in Süd-Frankreich. Dazu hatten wir 180 Liter Kölsch im Reigepäck. Dieses Zusammentreffen erwies sich zugleich als Beginn einer langen Freundschaft mit den französischen Musikern“, verriet Sechtem.

 

Allmählich hatte sich die musikalische Qualitätder Big Band rundgesprochen. So erhielt die Band 1985 und 1987 Einladungen des Bundes Deutscher Karneval anlässlich des ersten und zweiten bundesdeutschen Gardetreffens in Trier und Duisburg.

 

In den Jahren 1986 bis 1993 begab sich die Big Band „on Tour“ und folgte Einladungen zu gleich sechs internationalen Folklorefestivals in Frankreich. Und immer wieder mit Kölsch im Reisegepäck. Unterstützung erhielten die Mechernicher dabei von befreundeten Musikern des Stabsmusikcorps der Bundeswehr, zumal sich die Big Band unter Dirigenten aus den Reihen des Bundeswehrcorps, so beispielsweise Peter Esser, weiter entwickelte und den bekanntenb und beliebten klassischen Stil einer Big Band vermittelte.

 

Ihr Können bewies die Big Band 1987 bei einem musikalischen Sommerfest vor eigenem Publikum in Mechernich und vor allem beim Karneval. Zwei Jahre später trat die Big Band erstmals in der Uniform des 2. Prußischen Husarenregiments beim „Internationalen Seefest“ in Genf auf.

 

Zu den Höhepunkten in den Jahren 1992 und 1993 zählten Begegnungen mit einer Folkloregruppe aus Minsk in Weißrussland und in Mechernich. Diese Reis erwies sich als sehr anstrengend. „Doch“, so Sechtem, „es sollte noch aufregender werden. Dafür sorgte im Sommer 1995 eine Einladung aus Brasilien zu einem von der UNESCO unterstützten internationalen Folklorefestival in Praia Grande, nahe Sao Paulo gelegen.“ Dabei habe sich herausgestellt, dass viele der 31 Musiker und 21 Begleitpersonen noch nie geflogen waren. Dennoch sei der Flug in eine neue, völlig andere Welt glatt gelaufen. „Auf der einen Seite Slums, auf der anderen mit Maschinenpistolen bewaffnete Sicherheitskräfte, die Villen und Banken bewachten“, berichtet Sechtem von seinen Eindrücken. Höhepunkte seien Auftritte vor über 30.000 Besuchern bei Samba-Nächten und großen Partys gewesen.

 

Während in der Folgezeit der Dirigentenstab mehrmals wechselte, blieben die Erfolge bis heute. Alle Dirigenten prägten den unverwchselbaren Stil der Big Band. Zum Repertoire zählen Swing, Pop, Rock und natürlich Karnevalsmusik. Und zum Klangkörper gehören heute auch 2 Sängerinnen und zwei Sänger. Wie gut Stil und Können der meist jungen Musiker sind, wird die Big Band am kommenden Samstag ab 20 Uhr in der Aula des Mechernicher Turmhof-Gymnasiums beweisen. Dann wird Christian Wassong, ein studierter Musiker, am Dirigentenpult stehen. Mit dabei ist auch der dienstältetste Musiker, Posaunist Wolfgang Schmidt, heute „Mädchen für alles“ bei der Big Band. „Der Eintritt ist freiwillig“, wie Schmidt betonte. „Die Besucher können sich auf ein großartiges Konzert freuen.“