Ein Bericht der Agentur ProfiPress (www.mechernich.de) vom 08.02.2013
Petrus ist ein Fastelovends-Jeck
Alle Gegenwehr war vergebens: Letztlich musste sich Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (Mitte) geschlagen geben und übergab den Karnevalisten um Prinzessin Isis I. (Becker) sowie Albert Meyer (v.l.), Reinhard Kijewski, Heinz „Addy“ Sechtem und Jakob „Kööbes“ Meyer das Regiment. Foto: Alice Gempfer/pp/ Agentur ProfiPress
Karnevalisten erobern Mechernicher Rathaus im Sturm – Mit der Kapitulation kam die Sonne – Prinzessin Isis I. (Becker) übernimmt das Regiment – Mechernicher „Untertanen“ in Schunkellaune – Närrisches Treiben in der Dreifachturnhalle
Wenn das kein Zeichen war: Just in dem Moment, als Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick dem Druck der närrischen Belagerungen endlich nicht mehr standhalte konnte und als Zeichen seiner Kapitulation die weiße Fahne vom Rathausbalkon schwenkte, brach die Sonne durch den winterlichen Himmel. Spätestens da gab es für das jecke Volk – allen voran natürlich die „Wiever“ - kein Halten mehr:
Die heiße Phase der fünften Jahreszeit, und damit auch der Straßenkarneval im Stadtgebiet war eingeläutet.
Für die kommenden tollen Tage bis Aschermittwoch gelten ganz besondere Gesetzte, wie Prinzessin Isis I. Becker direkt nach ihrer Machtübernahme klarstellte: Keine Sperrstunde, Parken ohne Parkscheibe im Stadtgebiet und ein kostenloser Fahrdienst der Polizei für alle Fastelovendsjecken waren nur ein paar Eckpunkte des närrischen Grundgesetztes, das ihre Tollität Isis I., unterstützt vom 1. Vorsitzenden „ihrer“ IG Roggendorfer Karneval Jakob „Kööbes“ Meyer, verkündete. Den Roggendorfer Karnevalisten, die gerade ihr 50-jähriges Bestehen feiern, war in dieser Session die große Ehre zuteil geworden, diesmal die Mechernicher Tollität zu stellen.
Zunächst allerdings hatte alles darauf hingedeutet, dass es den närri-schen Rebellen diesmal nicht gelingen würde, das Rathaus zu entern. Denn der Bürgermeister und seine tapfere Gefolgschaft zeigten sich erst mal wenig beeindruckt von den Drohgebärden des Ausschuss Mechernicher Karneval mit dem Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK), des KC „Bleiföös“ und der Prinzengarde Mechernich (PGM). Dabei hatten diese sogar noch Schützenhilfe vom quietschvergnügten Vussemer Damen-Dreigestirn mit Prinz Silke, Bauer Marika und Jungfrau Maritta - und von zahllosen Mechernicher Jecken, versteht sich.
„Wir fordern Sie zum letzten Mal auf, an der Spitze ihrer Söldner das Rathaus zu verlassen!“ rief Heinz „Addy“ Sechtem, der Kommandant der Mechernicher Prinzengarde an der Seite der Vorsitzenden der KG Bleiföös Reinhard Kijewski und des Festausschusses Mechernicher Karneval Albert Meyer. Doch die Stadtspitze blieb hart. Eine friedliche Lösung der „Affäre Karneval“ schien unmöglich. „Er zeigt keine Regung – wir müssen das Rathaus beschießen!“, entschied denn auch der Generalissimo Sechtem und läutete damit die Kampfhandlungen ein. „Reißt die Hütte ab!“ stimmte das närrische Volk sofort unter großem Beifall zu. Gesagt, getan: Binnen Sekunden und unter mächtigem Getöse nahm die Kanone der Feldartillerie der Prinzengarde Mechernich das Rathaus unter Beschuss, die Jecken taten es ihnen mit Schneebällen gleich.
Doch auch die Verwaltungsspitze war vorbereitet und eröffnete ihrer-seits, unterstützt von Ernst Pingen und Jürgen Erkenvon der Kommerner St. Sebastianus Schützenbruderschaft, mit einer Donnerbüchse das Feuer. Pingen übrigens ist bereits seit 15 Jahren in der Rathaus-„Leibgarde“: „Damals hatte Bürgermeister Heinrich Schaper mich beim Schützenfest Salutschießen gesehen“, berichtet er, „und direkt zur Verteidigung des Rathauses engagiert.“ Kein Wunder also, dass Dr. Schick siegessicher vom Balkon des Verwaltungsgebäudes brüllte: „Euer Dauerbeschuss nützt gar nichts!“
Doch am Ende war alle Gegenwehr zwecklos: Gegen den geballten Frohsinn der Belagerer waren der Bürgermeister und seine „Söldner“ einfach machtlos. Schick kapitulierte und schwenkte zum Zeichen seiner Unterwerfung die weiße Flagge. Die Karnevalisten enterten das Rathaus und führten den Ersten Bürger der Stadt ab.
„Ämter sind nur Schall und Rauch, drum mach vom Rücktritt ich ge-brauch“, machte er denn auch kurz darauf in seiner Kapitulationsrede gute Miene zum vermeintlich bösen Spiel. Und ergänzte: „Keiner mich jetzt recht vermisst, weil Isis jetzt die Chefin ist.“ Die Regentin dankte es ihm, in dem sie dem Bürgermeister unter dem Jubel ihres Volkes ratz fatz die Krawatte abschnitt. „Ganz wie der Papp!“, rief da jemand aus dem Publikum. Kein Wunder, denn das jecke Gen hat Isis I. nicht zuletzt von ihrem Vater, dem Karnevalisten Heinrich Hoscheid. Als Narr verkleidet, schunkelte er ebenso auf der Bühne vor dem Rathaus wie seine Gattin, die Mechernicher Ratsfrau Margret Hoscheid.
Und auch der Bürgermeister wirkte schunkelnder weise gar nicht mehr sooo unglücklich mit seiner Niederlage. Vielmehr strahlte er mit den jecken Rebellen um die Wette und forderte das Volk auf: „Drum lasst uns feiern, lasst es krachen, Tage, Nächte durch jetzt machen!“ Gelegenheit dazu gab es direkt im Anschluss in der Mechernicher Dreifachturnhalle, wo die Festelovendsjecken noch Stunde um Stunde ganz nach dem Motto von Regentin Isis I. feierten - nämlich mit „vill Spaß an der Freud“. Darauf ein dreifaches „Mechernich Alaaf!“…
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