Ein Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom 06.02.2017
Prinzengarde Mechernich: 820 jecke Frauen schunkelten bei der Damensitzung
Als leuchtende Schneefrauen hatte sich diese Clique aus Tondorf bei der Mechernicher Damensitzung kostümiert. Foto: Lieser
820 jecke Frauen schunkelten bei der Damensitzung in der Sport- und Festhalle an der Bruchgasse in der nun schon 36. Auflage der Traditionssitzung.
Das muss der veranstaltenden Prinzengarde Mechernich erst einmal jemand nachmachen. Der erste Augenschein allerdings trog: Die Parkplätze am Turmplatz und an der Bruchstraße waren am Samstagnachmittag längst nicht alle belegt. Wer nun meinte, entsprechend wenig Publikum sei zur 36. Damensitzung der Prinzengarde Mechernich in die Sport- und Festhalle gekommen, der irrte sich allerdings gewaltig.
„Die Frauen lassen sich von ihren Männern natürlich bringen und abholen“, schmunzelte Heinz Sechtem, Vorsitzender der Prinzengarde. Man hätte es sich denken können. Dass im vergangenen Jahr deutlich weniger Besucherinnen gezählt wurden, lasse nicht auf einen Aufschwung schließen. Sechtem: „Wenn die Session wie im vergangenen Jahr so kurz ist, dann gibt es das schon mal. Die Leute gehen dann nicht auf so viele Sitzungen.“ In diesem Jahr sei die Session lang.
Der Videotechnik sei Dank ! Denn so konnte Britta Benders inmitten ihrer neun Freundinnen aus Mechernich und Umgebung im Hallentrubel dabei sein: „Ich wohne in Aachen. Ohne Video-Nähanleitung meiner Freundinnen hätte ich gar kein Kostüm schneidern können. “ Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Sie trug eines von zehn aufwendigen Pfau-Kostümen. Nur die Korsagen hatten sich die Damen gekauft. Nicht nur die Gruppe aus Mechernich hatte sich viel Mühe beim jecken Sitzungsoutfit gemacht. Überall sah man wunderschöne und fantasievolle Verkleidungen. Auch für Daniela Rudolf aus Tondorf und ihre 13 Freundinnen ist die Damensitzung in Mechernich ein festes Ritual: „Das muss sein“, so Rudolf.
Die Tondorfer Clique leuchtete dank in weiße Tüllröcke eingearbeitete Lichterketten wie zur Weihnachtszeit: „Wir gehen als Schneefrauen“, stellte Rudolf klar, die sich besonders auf die Auftritte der Paveier und von Kuhl un de Gäng in dem gut vierstündigen Programm freute. Unterdessen machte Entertainer Christian Pape vor den aus einem Umkreis von rund 30 Kilometern angereisten Jeckinnen noch seine Späße und Faxen auf der Bühne.
Die Frauen im Saal nahmen es gelassen. Das änderte sich schlagartig, als die Paveier ihren Auftritt hatten. Seit 33 Jahren sind sie für beste kölsche Stimmungsmusik gut. Der Beifall der mitsingenden Frauen in der Halle ließ nicht lange auf sich warten. Und auf ging’s auf die Stühle.
Ähnliches sollte sich bei den „Räubern“ wiederholen – schließlich ist ihr „Denn wenn et Trömmelche jeit“ so etwas wie eine karnevalistische Nationalhymne des Rheinlands. „Dat is Heimat“ wird auch von den Frauen auf der Damensitzung mittlerweile fast genauso geliebt – schon aufgrund des hohen Schunkelfaktors der Melodie des Liedchens.
Dazu kamen etwa „Blom & Blömcher“, Marita Kölner, natürlich Kuhl un de Gäng oder mit „De Hoppemötzjer“ eine der schon professionellen Showtanzgruppen. Fast alle Stars kamen aus Köln oder dem Rheinland, wie es bei der Damensitzung schon lange Jahre üblich ist. Wer einmal auf der Bühne vor diesem wie immer begeisterungsfähigen und dankbaren Publikum stand, wird schnell zum Dauergast und von den Damen begeistert gefeiert.
Das galt auch für das Thorrer Schnäuzer-Ballett aus der Nähe von Bergheim. Die Mannsbilder sind immer ein Höhepunkt auf der Damensitzung – egal, wer sonst noch im Programm mitmacht. Nach ihrem diesjährigen Auftritt in Mechernich allerdings gibt es wohl kein Wiedersehen. Das Ballett ist auf seiner Abschiedstournee. Aber man soll ja niemals nie sagen. (sli)