Ein Bericht des Kölner Stadtanzeigers (Euskirchen-Eifel) vom 04.02.2013
Vierstündiges Programm
"Gisela" brachte Wiever zum Kochen

900 jecke Damen bevölkerten am Samstag die Mechernicher Dreifachturnhalle
und sorgten für ausgelassene Stimmung. Foto: Claudia Hoffmann
Horst Schlämmers Kneipenbekanntschaft Gisela brachte die 900 Damen in der Dreifachturnhalle zum Toben und ebnete den Weg für weitere Top-Acts. Mister Feinripp sang und parodierte, das Schnäuzerballett tanzte.
Von Claudia Hoffmann
Mechernich. Bereits um 3 Uhr morgens hatten sich rund 20 Frauen zum Kartenvorverkaufsstart an Allerheiligen vor der Gaststätte „Gardestüffje“ eingefunden, um die ersten Tischreihen für die Mechernicher Damensitzung zu ergattern. Drei Stunden später öffneten sich seinerzeit die Pforten und das fröhliche Warten hatte sich zu einer Art „karnevalistischem Vortraining“ entwickelt. „Es war damals so viel los, dass wir jetzt überlegen, ob wir nicht dafür auch schon Karten verkaufen sollten“, scherzte Prinzengarde-Chef Heinz Sechtem. Und auch wenn die Tausender-Grenze diesmal nicht geknackt werden konnte, waren die Organisatoren mit der Besucherinnenzahl doch recht zufrieden.
Sichtlich Spaß hatten die Damen, die unter anderem die Atmosphäre von „Flower-Power“ versprühten.
Foto: Claudia Hoffmann
Durch die Mitgliedschaft im Bund Deutscher Karneval (BDK), der mit der Gema einen gesonderten Vertrag ausgehandelt hat, ist der Gebührenanstieg für die Mechernicher Karnevalisten noch zu verkraften. Ohne den Anschluss an den Dachverband wären rund 400 Prozent mehr allein an Gema-Gebühren fällig gewesen. „Bis 2018 sind die Kosten vermutlich noch gedeckelt“, so Schatzmeister Karl Theisen. Danach werde es allerdings „dramatisch“.
In der Mechernicher Dreifachturnhalle war von Sorgen indes keine Spur. Im Gegenteil: „Stimmung nonstop“ schien das Motto des Tages zu lauten. Der erste Top-Act war dann aber weder ein Büttenredner noch eine musikalische Stimmungstruppe, sondern kam aus den Reihen der drei bewährten Sitzungsleiter Heinz Sechtem, Stefan Thur und Rainer Schnichels selbst.
„Gisela“, die „Perle“ des Grevenbroicher Lokaljournalisten Horst Schlämmer, riss die „Wiever“ von den Stühlen. Foto: Claudia Hoffmann
Letzterer hatte sich nämlich als „Gisela“ verkleidet, ihres Zeichens die legendäre Kneipenbekanntschaft von Top-Lokaljournalist Horst Schlämmer („Grevenbroicher Tagblatt“). In dieser Rolle holte Schnichels 900 kollektiv hingerissene Frauen erstmals von den Stühlen. Gerührt von so viel Begeisterung, knickste sich Gisela anschließend quasi einen Wolf, sortierte zwischendurch immer mal wieder die verrutschten „Klangkörper“ in ihrem atemberaubenden Dekolleté, zeigte jede Menge fleischfarbenen Stützstrumpf und schäkerte auf der Bühne fortan mit allem, was nicht „bei drei auf dem Baum“ war.
Nach Einmarsch und „Strüßje“-Regen von Regentin Isis I. (Hoscheid), offizielle Tollität des Mechernicher Zentralortes, ließ der Büttenredner „Ne Hausmann“ alias Jürgen Beckers etwas auf sich warten und Gisela überbrückte kokett die Zeit: „Muss der im Vorraum jetzt noch beruhigt werden. Wegen mir ?“
Aber auch sonst durchlebt Beckers gerade wirklich eine „schwierige Zeit“, wie er hiernach erzählte. Seine Ehe neigt sich ganz offensichtlich dem Ende zu. Feststellen musste er das neulich anhand des Fernsehprogramms. Schaute man früher gemeinsam noch „Verbotene Liebe“ und „Sturm der Liebe“, zappt die Gemahlin jetzt zunehmend in die Sendung „Tiere suchen ein zu Hause“. Sämtliche Mechernicher Frauen hatten eine Idee, was Beckers meinen könnte, und jubelten frenetisch.
900 Jecke Wiever
Wenig später schlossen sie auch Bauchredner Klaus und seinen Affen „Willi“ in ihr Herz. Bei den Rabaue und den Domstürmern schnellte der Mitsingpegel in die Höhe. Mit dem Thorrer Schnauzerballett kamen wieder einmal die schönsten epilierten Männerbeine aus dem Rhein-Erft-Kreis famos zur Geltung, während sich die Akteure des Kölner Tanzcorps „Zunftmüüs“ zu immer verwegeneren Formationen schichteten.
Mister Feinripp sang und parodierte, die Mädels von Colör prognostizierten „ein supergeiles Jahr“, und nach vier Stunden Sitzungsprogramm brachten die „Bobbin’ Baboons“ zu guter Letzt noch einmal das wilde Lebensgefühl der Fünfziger-Jahre auf die Bühne und setzten mit Hits von Elvis, Chuck Berry & Co. einen fetzigen Schlusspunkt.
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Besonders gefreut haben wird sich aber an diesem Abend der Vorsitzende der „Interessensgemeinschaft Roggendorfer Karneval“ Jakob „Köbes“ Meyer. Zu Ehren des 50-jährigen Vereinsbestehens in diesem Jahr waren die Roggendorfer auserwählt, die Prinzessin für das närrische Volk in der Bleibergstadt zu stellen: Isis I. (Becker). „Zum sechsten Mal stellen wir einen Prinz, Prinzessin oder Jungfrau“, so Meyer: „Unser diesjähriges, echtes kölsche Mädche hatte mir vor einigen Jahren schon gesagt: ,Wenn Du mal jemanden brauchst, sag mir Bescheid.’ Sie ist ja schon längst wieder von Roggendorf nach Köln gezogen, aber das hatte ich trotzdem immer noch im Hinterkopf.“
Mechernich. Dicht gedrängt standen die Freunde der fünften Jahreszeit am Samstagabend in der Aula der Barbaraschule. Die Sessionseröffnung des Komitees Mechernicher Karneval (KMK) lockte mit einem ersten Höhepunkt: der Proklamation der neuen Tollität. Doch vor deren Inthronisierung wurde erst einmal das Dreigestirn der vergangenen Session – Heinz „Hucky“ Kranz, Karl „Charly“ Theißen und Volker „Nüssi“ Nüßmann – gebührend vom närrischen Publikum verabschiedet.
Prinzessin Isis I. (Becker) wählte die Tür neben der Bühne. Mit ihrem Hofstaat schritt sie einmal durch den Raum, um dann von der Bühne aus zu winken und das närrische Volk zu grüßen. Die Prinzessin gehört der Interessengemeinschaft (IG) Roggendorfer Karneval an. In diesem Jahr feiert die IG ihr 50-jähriges Bestehen.


Zusammen mit der "Blos mer jet"-Kapell (einem lockeren Zusammenschluss von Musikern der Bergkapelle Mechernich, Musikverein Eicks, PGM-BigBand und dem Haus- und Hofsänger Reiner Schnichels) zogen die 3 über die Dörfer und durch die Säle. 